Fußball in der Botanik -Ein Spaziergang mit Kindern durch den Kleistpark

Fußball in der Botanik -Ein Spaziergang mit Kindern durch den Kleistpark

Vom U-Bahnhof Kleistpark kommend gehen wir die Potsdamer Straße am ehemaligen Sitz der Berliner Verkehrsbetriebe entlang bis zu den Königskolonaden, die den Zugang zum Kleistpark säumen.

Kleistpark Berlin

Blick in den Kleistpark von der Potsdamer Straße durch die Königskolonaden auf das Kammergericht an der Elsholzstraße

Unter den Kolonaden holen wir den Fußball aus dem Rucksack und kicken ihn den Gang entlang in den Park. Die Kinder rennen hinterher und wir lassen den Straßenverkehr mit seinen Gefahren und seinem Lärm hinter uns.
Ursprünglich flankierten die Königskolonaden als Verkaufshallen die Straße vor der Königsbrücke über den Festungsgraben, dort wo der Bahnhof am Alexanderplatz steht. Jetzt erblicken wir durch die Öffnungen exotische Bäume, die uns an den Botanischen Garten erinnern, der hier bis 1909 seinen Platz hatte. Der Säulenwald der Kolonaden weist schon auf unseren Spaziergang hin, der uns im ovalen Rasenrondel unter sehr vertraute und höchst exotische Bäume führen wird.

Genius-Kleistpark

Genius des Geistes, eine der vier Sockelfiguren des zerstörten Denkmals für Kaiser Friedrich Wilhelm den III – ehemals im Lustgarten auf der Museumsinsel aufgestellt.

Wir folgen den Kindern und finden sie am Genius des Geistes, der hier als Überrest eines Kaiserdenkmals ein prominentes Plätzchen gefunden hat. Wir schnappen uns den Ball und betreten das Rasenoval rechts vom Plätzchen durch ein kleines Türchen in der Umzäunung.

Wir tauchen unter das rötlich leuchtende Blätterdach der ausladenden Blutbuche. Es empfangen uns die schattige Kühle und der Baum mit seiner silbriggrauen Rinde wie ein freundlicher alter Elefant.

Die Blutbuche ist übrigens nur eine Mutation der in unseren Wäldern heimischen Buche, der sogenanten Fagus sylvatica. Im Laufe des Jahres verblasst die Rotfärbung. (http://de.wikipedia.org/wiki/Blutbuche)
Wirwenden uns nach rechts und schlendern an den Kastanien vorbei zu einer kleinen Gruppe hellgrüner Nadelbäume. Es sind drei Echte Sumpfzypressen die auch Sumpfeiben genannt werden, deren wissenschaftlicher Name Taxodium distichum lautet.

Sumpfzypresse zwischen Buche und Kastanie

Blick von der rötlichen Blutbuche zur maigrünen Sumpfzypresse im Hintergrund

Die Farbe der frischgrünen Blättchen weist daraufhin, dass diese Bäume  im Winter ihre Nadeln abwerfen, wie die heimische Lärche. Die amerikanische Sumpfzypresse ist in den Everglades in Florida beheimatet und steht dort mit den Füssen im Wasser.

echte-sumpfzypresse

Frühlingslaub der echten Sumpfzypresse im Kleistpark

 

Der Baum behält das ganze Jahr über ein helles Grün bis sich im Herbst die kurzen grünen Triebe rostrot verfärben und abfallen.

Am Spitzahorn (Acer platanoides) und der Schwarzkiefer (Pinus nigra), mit ihrer grauschwarzen borkigen Rinde und den langen graugrünen Nadeln, vorbei gehen wir zur Igeltanne.

Andalusische Tanne

Die Andalusische Tanne oder Igeltanne – links ein Ast mit den roten männlichen Blüten aus dem unteren Kronenbereich

 

Die spanische oder andalusische Tanne (Abies pinsapo) hat ihren Beinamen Igeltanne vermutlich wegen ihrer Kurztriebe, die rundherum von sehr festen aber nicht pikenden blaugrünen Nadeln umstanden sind. Streift man mit der Hand darüber, fühlt man sich an die Borsten einer Flaschenbürste erinnert. Ihr Verbreitungsgebiet ist sehr klein. Als Überbleibsel der letzten Eiszeiten wächst sie in einigen Höhenlagen Spaniens und Marokkos . Das größte zusammenhängende Waldgebiet liegt in der Provinz Malaga.

Hinter uns am Zaun steht eine Gemeine Eibe, die zwar zu den heimischen Bäumen zählt aber im Gegensatz zur Buche kaum noch in Wäldern anzutreffen ist. Das verdankt sie ihrem geringen Wachstum. Wir kennen sie eigentlich nur aus Parkanlagen und hielten sie für ein exotisches Gewächs. An diesem etwas älteren Exemplar lässt sich gut ablesen, dass Eiben nicht wie andere Nadelbäume kegelig wachsen, sondern im Alter eine eher Laubbäumen ähnliche runde Krone bilden.

Gemeine Eibe im Kleistpark

Die gemeine Eibe im winterlich weißen Kleistpark

Relativ in der Mitte der Rasenfläche erhebt sich ein großes grünes Dickicht, das sich nur im Winter als ein Baum mit seinen Schösslingen erkennen lässt. Es ist die Kaukasische Flügelnuss. In ihrer natürlichen Heimat breitet sie sich gerne auf Anschwemmungen in Flüssen aus und hält durch die vielen Ableger den Untergrund vor dem reißenden Wasser fest.

Kaukasische Flügelnuss im Kleistpark

Ein großes grünes Dickicht bildet die mehrstämmige kaukasische Flügelnuss mit ihren sich ausbreitenden Schößlingen. Rechts die Stämme einer Esskastanie

Da unser Ball darin verschwunden ist müssen wir in das Buschwerk hineinkriechen. Bei der Gelegenheit erkennen wir die charakteristischen Blütenstände, die wie lange grüne Schnüre von den Ästen mit den riesigen gefiederten Blättern herabhängen. Die kleinen grünen Blüten entwickeln sich im Laufe des Sommers zu geflügelten Nüssen, die an kleine Elefantengesichter erinnern.
Die Kinder haben glücklich ihren Ball wieder und wir werfen noch einen Blick auf die viel zierlichere aber auch mehrstämmige Esskastanie.

Esskastanie im Kleistpark

Esskastanie im Kleistpark – Männliche Kätzchen und Hülle der Kapselfrucht im Winter

An einem warmen Maitag summt der ganze Baum vor lauter Bienen, die an den langen Kätzchen der männlichen Blüten Pollen sammeln. Im Herbst dagegen finden sich unter dem Baum die stacheligen Kapseln der Schmackhaften Früchte, die längst von den Eichhörnchen eingesammelt wurden.

Folgen wir dem Trampelpfad der Jogger durchs Rondell passieren wir eine Linde und gehen auf die dicke Eiche zu. Sie ist sicher der älteste Baum hier und als Naturdenkmal gekennzeichnet. Da uns der Eichenspinner den Aufenthalt unter dem Baum ungemütlich macht, wandern wir weiter bis zu den Ginkobäumen und werfen einen Blick zurück auf den mächtigen Jahrhunderte alten Baum.

Zwischen der Dreiergruppe der Ginkobäume und den drei Rosskastanien steht ein einzelner mit Dornen bewährter Baum, die Gleditschie, die bei flüchtiger Betrachtung mit einer Rubinie verwechselt werden könnte, denn ihre gefiederten Blätter sind sehr ähnlich.

Rosskastanien im Kleistpark

Rosskastanien hinter dem Stamm der stacheligen Gleditschie und Detail mit Blütenkerze

Ein paar Schritte zurück, vor den Ginkobäumen, verlassen wir das Rasenrondell wieder. Gegen ein „Eisversprechen“ kassieren wir den Fußball ein und laufen über den Vorplatz am Kammergericht vorbei zum rechten Ausgang des Parkes an der Elsholzstraße. Bei gutem Wetter ist die Schlange am Eisladen links auf der gegenüberliegenden Seite nicht zu übersehen!

Kaukasische Flügelnuss

Die kaukasische Flügelnuss im Winter – von Schößlingen umgeben