Die Panke entlang – ein Berliner Gewässer im Mauerbett

Die Panke entlang – ein Berliner Gewässer im Mauerbett

Denkt man an die Spree oder die Havel, fallen einem schnell prominente Plätze in Berlin ein. Aber die Panke? Wer weiß schon wo sie entlangfließt und wie es dort aussieht.
Vielleicht denkt der ehemalige Westberliner an den Wedding und der ehemalige Ostberliner an Pankow?
Wir befragen erst einmal den Stadtplan und finden die Panke in den Nordhafen mündend. Später erfahren wir, dass dies eine Umleitung ist, die durch die Teilung Berlins und den Mauerbau nötig wurde.
Trotzdem beginnen wir unseren Spaziergang hier in der Nähe, im Süd-Panke-Park, zwischen U-Bahnhof Reinickendorfer Straße und Schwartzkopfstraße, am Mauerdenkmal Liesenstraße/ Ecke Chausseestraße.

Mauerdenkmal Süd-Panke-Park

Mauerdenkmal im Süd-Panke-Park Liesenstraße Ecke Chausseestraße

Die Panke ist ein gemächlich fließendes Flüßchen, oft nicht viel mehr als knöchel- bis knietief schlängelt es sich gut befestigt an unserer Seite entlang oder tief unter uns, wenn wir eine der vielen kleinen und großen Brücken überqueren. Die leuchtend grünen Wedel der Wasserpflanzen und die plantschenden Entengesellschaften zeigen uns an: Das Wasser muss relativ sauber sein. An manchen Stellen befinden sich Abgänge, die ans Ufer führen und zum Füße- und Hundebaden einladen. An den Brücken befinden sich meist die Spielplätze, die es hier reichlich und in den verschiedensten Variationen gibt.

Brückengeländer über der Panke

Brückengeländer über der Panke

Wir folgen dem Weg unterbrochen durch kleine Pausen an den nächsten drei Spielplätzen. An der Gerichtstraße angekommen, kann, wer Zeit hat und willige Kinder, am Stadtbad Wedding oder in den gegenüberliegenden Höfen ein bisschen Kunst schnuppern. Auf der Rückseite der Ateliers, am sich schlängelnden Pankeweg, lädt ein kleines Bistro ein.

Bistro am Pankeweg auf der Rückseite der Künstlerateliers an der Gerichtstraße

Bistro am Pankeweg, Gerichtstraße

Von dort aus kann man die alten backsteinroten Fabrikgebäude und Schornsteine auf dem gegenüberliegenden Pankeufer auf sich wirken lassen. Sie geben uns eine Ahnung davon, wie der Spottname „Stinkepanke“ entstanden war.

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Weiter gehts dann unter dem S-Bahnring hindurch am Ufer entlang. Wir wechseln mal wieder die Seite und finden  auf dem Grünstreifen unter Bäumen steinerne Skulpturen, Relikte ehemaliger Brunnenanlagen oder Hausfassaden. Schließlich erhebt sich links über der Einfassung des Flusses die bläulich-rote sachliche Backsteinwand des alten BVG Straßenbahndepots. Die gebänderte Fassade zieht unseren Blick zur Badstraße, auf ein quergestelltes ziegelrotes Wohngebäude und bremst ihn aus. Der Kontrast könnte kaum größer sein.

BVG-Strassenbahndepot an der Panke im Wedding

Ehemaliges Straßenbahndepot der Berliner Verkehrsbetriebe im Wedding

Neugierig besuchen wir das Straßenbahndepot, das inzwischen Tänzern und Theatermachern Ateliers und Probenräume bietet. In brütender Hitze erwartet uns im Hof ein kühlender Wassernebel.
Nachdem wir uns unter dem Erzeuger, einem „Regenbogenapparat“, abgekühlt hatten, bewunderten wir, so erfrischt, das bunte Farbspektrum im Wassernebel und nutzten die Gelegenheit durch die vielen geöffneten Türen auf Tanzende und Werkelnde zu schauen.

regenbogenapparat im BVG-Straßenbahndepot

„Regenbogenapparat“ imBVG-Straßenbahndepot

Schließlich zog es uns wieder unter die kühlenden Bäume an die Panke. Wir verließen den Hof und überquerten die Badstraße auf dem Weg zur heutigen Stadtbibliothek im ehemaligen Luisenbad. Das Luisenbad löste das Heilbad „Friedrichs Gesundbrunnen“ ab, welches einem ganzen Berliner Ortsteil seinen Namen gab. Die unweit des U-Bahnhofs Pankstraße entspringende 1750 entdeckte Heilquelle wurde Anfang des 20 Jahrhunderts zunächst versehentlich zugeschüttet und versiegte schließlich nach weiträumigen Ausschachtungen für die umfangreiche Bebauung der Umgegend.

Luisenbad Berlin-Wedding

Idyllisches Plätzchen vor der stadtbibliothek Wedding, dem ehemaligen Luisenbad

Wir überqueren wieder einmal die Panke. Unvermutet taucht hinter dem Eckhaus an der Brücke die hübsche Fassade des Heilbades auf. Im Erdgeschoss befindet sich die Bibliothek, während das Obergeschoss mit dem Puttensaal Raum für Veranstaltungen bietet.Auf dem kleine Vorplatz erhaschen wir einen Blick in die Vergangenheit, Kulisse für einen anderen Film. Nachdem wir hindurchspaziert sind und uns an den Details sattgesehen haben, folgen wir dem schattigen Fußweg am Pankeufer. Nach einer Weile lockert sich die Bebauung und der Weg führt über einen Damm zwischen Panke und Schilf.  Auf dem jenseitigen Pankeufer zieht sich eine Kleingartenkolonie entlang.

Damm zwischen Panke und Schilf

Damm zwischen Panke und Schilf

Wir wechseln noch einmal die Seite und treffen hinter der nächsten Bebauung auf die Gleise der Nordbahn Richtung Oranienburg. Unter der Brücke durchgegangen überqueren wir den ehemaligen Mauerstreifen. Ein Schriftzug im Pflaster weist uns darauf hin. Hier scheint unsere Panke fast natürlich – entfesselt –  bis sie im Bürgerpark wieder kanalisiert wird.

Entfesselte Panke zwischen Nordbahnstrecke und Bürgerpark

Naturbelassene Panke zwischen Nordbahnstrecke und Bürgerpark

Bevor wir durch den Bürgerpark spazieren – an dessen südöstlicher Ecke wir jetzt angekommen sind – machen wir einen kleinen Abstecher zum Kinderbauernhof Pinke-Panke. Uns empfängt ein neues mit Lehm ausgefachtes Fachwerkhaus, umgeben von kleinen Pferchen für Schafe, Esel und Geflügel sowie alle möglichen Pflanzen, die in einem Bauergarten anzutreffen wären.

Pinke Panke Kinderbauernhof am Bürgerpark

Pinke Panke Kinderbauernhof am Bürgerpark

Der Bürgerpark zieht sich entlang der Panke. Er entstand aus einem Privatgarten, an den das triumphale Eingangsportal noch erinnert. Am rechten Ufer liegt der kleine Rosengarten mit neobarockem Pavillon. Ein idyllisches Plätzchen an sonnigen Nachmittagen. Wir laufen am linken Ufer der Panke an bronzenen Müßiggängern der Künstlerin Sabine Teubner-Mbaye vorbei zum Denkmal für den Tschechischen Schriftsteller Julius Fučik und aus dem Park hinaus.

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Wir biegen nun in die Grabbeallee ein um durch den rechts abgehenden Majakowskiring zu gehen, der hinter der von Paul Mebes entworfenen und 1908–1909  erbauten Backsteinsiedlung erreichbar ist. Das ehemalig „Städtchen“ –sogenannt wegen der Schließung der Zufahrten um die DDR-Führung, die dort zum Teil wohnte abzuschotten – hat heute gesamtdeutsche Prominenz für sich erobert.

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An der Kehre des Rings wenden wir uns links in den Park des Schlosses Schönhausen. Bei der drückenden Hitze ist für die Kinder ein Bad im Springbrunnen hinterm Schloß  der Höhepunkt des Tages. Wir begnügen uns damit, auf dem Brunnenrand sitzend, die Beine ins Wasser baumeln zu lassen.

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Schließlich verlassen wir den Schlosspark wieder über die Panke und beenden unseren Spaziergang am U- und S-Bahnhof Pankow.

Mit unseren Kindern hatten wir diesen Spaziergang auf zwei Wochenendtage verteilt. Jeweils ungefähr 5 Kilometer von der Liesenstraße (U-Bahnhof Schwarzkopfstraße) bis zur Badstraße (U-Bahnhof Pankstraße) und am nächsten Vormittag vom ehemaligen Louisenbad an der Badstraße weiter bis Schloss Schönhausen (U- und S-Bahnhof Pankow)

Ausdauernde, die mit dem Fahrrad unterwegs sind, können dem ungefähr 30 Kilometer langen Flüßchen durch den Schlosspark weiter bis zur Quelle nach Bernau folgen.

Umfassend informiert wird man hier: